Schweizer Aluminiumindustrie mit gutem Ergebnis in 2014 – starker Einbruch im ersten Quartal 2015

Die überwiegend exportorientierte Schweizer Aluminiumindustrie blickt auf ein befriedigendes Jahr 2014 zurück. Für eine gute Auslastung sorgten vor allem Neuaufträge aus dem gesamten Transportwesen, insbesondere aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie. Nach dem SNB-Entscheid im Januar 2015 brach die bis anhin positive Auftragslage stark ein.

Über alle Anwendermärkte hinweg gesehen machte der hohe Wettbewerbsdruck von Anbietern aus kostengünstigeren Ländern Europas und Asiens der Schweizer Aluminiumindustrie auch 2014 zu schaffen. Zusätzlich sorgten die gestiegenen Rohmetallpreise auf Kundenseite für Zurückhaltung, längerfristige Verträge abzuschliessen, und drückten auf die Margen. Insgesamt befand sich die Schweizer Aluminiumindustrie jedoch auf gutem Weg. Mit komplexen Konstruktionen im Ultraleichtbau-Strukturguss zur Gewichtsreduktion und Verringerung des CO2-Ausstosses ebenso wie mit hochtechnisierten anodisierten Oberflächen konnten im vergangenen Jahr vor allem Neuaufträge und Produktionssteigerungen für Automobile, den Flugzeugbau sowie für Nutzund Schienenfahrzeuge erzielt werden.

Auf konstant gutem Niveau verhielt sich auch die Nachfrage aus dem Bauwesen. Insbesondere die aluminiumverarbeitenden Oberflächenveredler verzeichneten bei den Auftragseingängen aus diesem Markt gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Erholung. Ein abgeschwächtes Wachstum zeigte sich bei den Verpackungen für Behälter- und Beutelprodukte, während sich die Nachfrage für Single-Serve- und Convenience-Lösungen aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie für Foodsnacks mit „On-the-go“-Verpackungen weiterhin positiv entwickelte. Auf niedrigem Niveau bewegten sich auch 2014 Neuaufträge aus der Maschinen- und Elektrotechnik sowie dem Textilmarkt.

In Zahlen beziffert konnten die Schweizer Walz- und Presswerke ihre Gesamtproduktion um 9 Prozent auf 252’800 Tonnen gegenüber dem Vorjahr steigern. Dieser Zuwachs wurde vor allem dank massiv höheren Produktionszahlen für Aluminiumhalbwerkzeuge im Walzbereich erzielt, da der Automobilsektor auf Hochtouren läuft und immer mehr Fahrzeughersteller auf Aluminium setzen. Bei den Schweizer Leichtmetallgiessern stiegen die verarbeiteten Tonnagen in 2014 um 9,4 Prozent auf 17’120 Tonnen. Beim Leichtmetall-Sandguss wurde ein Plus von 28,5 Prozent auf 2’770 Tonnen erzielt, beim Druckguss eine Steigerung von 10,8 Prozent auf 12’340 Tonnen. Der Kokillenguss verzeichnete einen Rückgang von 14,6 Prozent auf 2’010 Tonnen. Der gesamte Aluminiumeinsatz im Inland reduzierte sich um 4,8 Prozent auf 219’200 Tonnen – das entspricht 27,2 Kilogramm Aluminium pro Kopf in der Schweiz.

 Nach SNB-Entscheid: Bestelleingänge von 17 Prozent plus auf minus 5 Prozent zusammengebrochen

Das laufende Jahr startete die Aluminiumindustrie noch mit einem Plus von 17 Prozent im Januar beim Bestellungseingang für Pressprodukte gegenüber dem Vergleichsmonat in 2014. „Doch nach Aufhebung des Euromindestkurses brach der Bestellungseingang massiv ein, so dass wir im ersten Quartal 2015 insgesamt einen Rückgang von 5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode bei den Pressprodukten ausweisen“, schildert Marcel Menet, Geschäftsführer des Branchenverbands alu.ch. Gemäss einer Umfrage unter den Vorstandsmitgliedern des Verbandes hat sich der Wettbewerbs- und Margendruck nach dem SNB-Entscheid schlagartig verschärft. Um die währungsbedingten Verluste in Millionenhöhe aufzufangen und kostendeckend zu produzieren, mussten bei einem Teil der Mitgliedsfirmen die Produktionskapazitäten durch den Abbau von Arbeitsplätzen angepasst werden. „Bislang waren in diesem Jahr davon rund 200 Stellen betroffen, aktuell sind 10’500 Mitarbeitende in der Schweizer Aluminiumindustrie beschäftigt“, erklärt Marcel Menet.

Zum Erhalt dieser Arbeitsplätze wird an den Schweizer Standorten die Automatisierung der Fertigung weiter vorangetrieben. Gleichzeitig investieren die aluminiumverarbeitenden Schweizer Unternehmen anhaltend in die Entwicklung komplexer, bereits einbaufähiger Aluminiumkonstruktionen anstelle von Halbzeugablieferungen. Wo noch nicht geschehen, findet zum Teil auch die Verlagerung von Serienfertigungen in hoher Stückzahl in Produktionsstätten in kostengünstigeren Ländern statt, vornehmlich nach Osteuropa. Auch Kooperationen werden verstärkt geprüft.

Herausforderung für die Zukunft

In diesen sogenannten Mischlösungen sowie der Spezialisierung auf Produkte mit hoher Wertschöpfung und umfassendem Kundenservice liegt die Zukunft der Schweizer Aluminiumindustrie nach Ansicht der Verbandsvorstände. Auch wenn diese Massnahmen bereits erste Früchte tragen und Kunden bereit sind, für Schweizer Know-how und Qualität mehr zu zahlen, lässt sich eine Prognose für die weitere Entwicklung im laufenden Jahr nur schwer treffen. „Im Wesentlichen hängt es jetzt vom Durchhaltevermögen der einzelnen Unternehmen ab, diese finanzielle Durststrecke, ausgelöst durch die verstärkten Margeneinbussen, wegzustecken, bis sich auch die äusseren Rahmenbedingungen wieder verbessern“, fasst Markus Tavernier, Präsident von alu.ch und Geschäftsführer der IGORA-Genossenschaft, die Situation der Branche zusammen.

Werkstoff mit positiver Ökobilanz

Aluminium lässt sich ohne Qualitätseinbussen beliebig oft wiederverwerten. Gegenüber der Erstherstellung aus Bauxit spart das Aluminiumrecycling bis zu 95 Prozent Energie. Umso erfreulicher, dass die Sammelbereitschaft der Schweizer Bevölkerung ungebrochen hoch ist: Mehr als 1,4 Kilogramm Aluverpackungen wurden pro Einwohner 2014 gesammelt, was einer Menge von total rund 11’000 Tonnen entsprach. Hunderttausende von Alusammlern tragen zu diesem Glanzresultat bei.