Jahrespressekonferenz: Lage der Schweizer Aluminiumindustrie weiterhin angespannt

Die im Aluminium-Verband Schweiz zusammengeschlossenen Unternehmen blicken überwiegend auf ein unbefriedigendes Ergebnis 2012. Die Auswirkungen der Frankenstärke und der Europa-Schuldenkrise belasteten den Geschäftsverlauf der zu 80 % exportorientierten Schweizer Aluminiumindustrie. Trotzdem konnten die Walz- und Presswerke ihre Gesamtproduktion inklusive der Ausfuhren um 0.4 % auf 184’850 t gegenüber 2011 steigern. Auch im laufenden Jahr zeigt sich die konjunkturelle Entwicklung verhalten.

„Den moderaten Zuwachs von gesamthaft 0.4 % inklusive der Exporte in 2012 gegenüber dem Vorjahr verdankt unsere Industrie vor allem einer stark gesteigerten Produktion von Aluminiumwalzerzeugnissen für den Transport- und Automobilbereich. Dagegen mussten die Presswerke Einbussen von bis zu 15 % hinnehmen“, erklärte Verbandsgeschäftsführer Marcel Menet an der heutigen Pressekonferenz in Zürich.

Bei den Schweizer Leichtmetallgiessern reduzierten sich die verarbeiteten Tonnagen in 2012 um 14 % auf 17’970 t. Beim Leichtmetall-Sandguss musste ein Minus von 37 % auf 2’740 t hingenommen werden, beim Druckguss eine Reduktion von 7 % auf 12’770 t. Der Kokillenguss verzeichnete einen Rückgang von 10 % auf 2’460 t. Der gesamte Aluminiumeinsatz im Inland ging um 0.6 % auf 207’900 t zurück – das entspricht 26.3 kg Aluminium pro Kopf in der Schweiz.

Die Krise hat sich nicht entschärft: „Auch bei den Auftragseingängen im ersten Quartal 2013 verzeichnen die Pressprodukte ein Minus von rund 13 %“, gab Marcel Menet an. Für die Verluste verantwortlich sind in erster Linie der anhaltend starke Franken, der auch 2012 kontinuierlich Margen-Erosionen in Millionenhöhe auslöste, sowie ausbleibende Bestelleingänge, verursacht durch die Schuldenkrise in den europäischen Ländern. „Aufgrund des tiefen Euros drängten zudem verstärkt ausländische Anbieter in den Binnenmarkt. Dies führte zu einem enormen Preisdruck und zu zusätzlichen Auftragsverlusten für unsere heimische Industrie“, erläuterte Verbandspräsident Markus Tavernier die Situation.

Betrachtet nach den einzelnen Anwendermärkten erlitt die Schweizer Aluminiumindustrie 2012 vor allem Einbussen durch geringere Bestelleingänge aus den Bereichen Maschinen- und Elektrotechnik sowie dem Textilmarkt. Wie Markus Tavernier in seinen Ausführungen weiter darstellte, reagierten diese Industriezweige insbesondere auf die Wechselkursproblematik mit der Beschaffung einfacher, in grosser Serie hergestellter Aluminium-Basisteile im günstigeren Euroraum.

Den grössten Zuwachs bescherte im letzten Jahr wiederum das gesamte Transportwesen. Dank dem grossen Know-how und der ungebrochenen Investitionsbereitschaft in neue Entwicklungen und Fertigungsanlagen konnte die Schweizer Aluminiumindustrie im vergangenen Jahr Neuaufträge und Produktionssteigerungen für den Flugzeug– und Schiffsbau sowie für Schienenfahrzeuge, Nutzfahrzeuge und Automobile erzielen: mit komplexen Konstruktionen im Ultraleichtbau-Strukturguss zur Gewichtsreduktion und Verringerung des CO2-Ausstosses genauso wie mit Walzprodukten und hochwertig anodisierten Aluminiumteilen.

„Durch aufwändige Produktentwicklungen, Qualität und Lieferzuverlässigkeit sowie erweiterte Dienstleistungsangebote wie die verlängerte Werkbank für unsere Kunden haben sich unsere Mitgliedsfirmen eine Alleinstellung erarbeitet“, so Markus Tavernier. Auch für 2013 zeichnen sich hier bereits jetzt die grössten Steigerungsraten ab.

Das Motto „Klasse statt Masse“ bringt die Überlebensstrategien der Schweizer Aluminiumindustrie auf einen Nenner: Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, wird zunehmend die Serienherstellung standardisierter Bauteile in eigens dafür gegründete Produktionsstätten im Ausland verlagert. „Demgegenüber setzen zahlreiche Mitgliedsfirmen Investitionen zweistelliger Millionenbeträge in ihre Entwicklungsabteilungen und die spezialisierten Fertigungsstätten an den Schweizer Standorten kontinuierlich fort. Darin sehen wir die grössten Chancen zum Erhalt der hiesigen Arbeitsplätze“, so Markus Tavernier.

 Hohe Recyclingquoten

In seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Igora-Genossenschaft in Zürich, die für das Sammeln und Recyceln von gebrauchten Aluminiumverpackungen in der Schweiz verantwortlich ist, gab Markus Tavernier noch einige aufschlussreiche Recyclingquoten bekannt: „Aluminium kann beliebig oft und ohne Qualitätseinbussen wiederverwertet werden. In diesem Zusammenhang kommt uns die vorbildhafte Recyclingbereitschaft der Schweizer Bevölkerung sehr entgegen. Bereits 91 % aller Getränkedosen gehen ins Recycling; bei den Tiernahrungsschalen aus Aluminium liegt die Sammelquote bei 80 % und bei den Tuben aus Aluminium bewegen wir uns bereits bei 60 %. Pro Jahr ergibt dies eine Sammelmenge von beinahe 10’000 t Haushaltsaluminium. Im Bau- und Transportwesen sowie im Maschinenbau liegt die Recyclingquote schon seit Längerem bei über 90 %.“

Mit dem Recycling werden gegenüber der Neuherstellung von Aluminium 95 % Energie und Treibhausgase wie CO2 eingespart. Dies ergibt pro Kilogramm recyceltem Aluminium eine CO2-Reduktion von 9 kg.