Einbussen durch Corona – Jahresergebnis der Schweizer Aluminiumindustrie: Abgelieferte Tonnagen in 2020 um 17 Prozent gesunken

Das zurückliegende Jahr startete für die Schweizer Aluminiumindustrie aussergewöhnlich gut. Die Auslastung bewegte sich bei einigen Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands alu.ch sogar auf Rekordniveau. Im Frühjahr bremste die Pandemie diesen positiven Geschäftsverlauf überwiegend jäh aus. Im dritten Quartal sorgte die rasch gestiegene Nachfrage in wichtigen Anwendermärkten wie der Automobilindustrie zwar wieder für eine moderat gute Erholung. Gesamthaft betrachtet brach die Produktion der Schweizer Walz- und Presswerke in 2020 jedoch gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent auf 189’200 Tonnen ein. Für 2021 wird eine volatile Erholung erwartet.

Nach dem positiven Start zu Beginn des Jahres 2020 brachen für die Schweizer Aluminiumindustrie nach der Ausbreitung des Coronavirus erst die Lieferketten im asiatischen Raum, und dann sukzessive auch diejenigen innerhalb Europas sowie in den USA zusammen. Mit dem Total-Lockdown zur Eindämmung der Pandemie wurden ab Mitte März Werke teils vorübergehend stillgelegt, etwa in Landesteilen wie dem Tessin, sowie in Nachbarländern wie Italien, Spanien und Frankreich. Andernorts wurde in der Schweizer Aluminiumindustrie der Betrieb auf Kurzarbeit umgestellt. Mit Neuentwicklungen für Hygiene- und Medizinaltechnikprodukte konnten zwar einige wenige Neuaufträge gewonnen werden. Doch durch die überwiegend einhergehenden Betriebsschliessungen und Produktionskürzungen auf Kundenseite kam der Absatz für die Schweizer Aluminiumindustrie in diesen wichtigen Anwendermärkten zum totalen Erliegen: im gesamten Transportwesen, insbesondere in der Luftfahrt, sowie in der Maschinenbau- und Elektroindustrie und der Schmuck- und Uhrenindustrie.

Erholung auf moderatem Niveau
Schneller als erwartet stieg die Nachfrage wieder an und sorgte, allen voran aus der Automobilindustrie, schon ab Mai für eine wieder bessere Auslastung. Nach der Sommerpause hatte sich die Auftragssituation insgesamt in den meisten Anwendermärkten für die Schweizer Aluminiumindustrie wieder auf moderat gutem Niveau eingependelt bzw. normalisiert. Auch die erst weichen, und dann zunehmend verschärften Teil-Lockdowns in Europa seit dem letzten Herbst wirkten sich in der gesamten Schweizer Aluminiumindustrie nicht wieder aussergewöhnlich negativ auf die Produktionen aus.

Die Nachfrage bei bestehenden Kunden blieb nach wie vor gross oder – wie bereits seit Beginn der Pandemie gewohnt – nahezu unberechenbar volatil. Sogar aus dem Maschinenbau waren im letzten Quartal 2020 wieder Auftragseingänge zu verzeichnen, u.a. für Medical-Care-Einrichtungen wie Impfzentren. Anhaltend positiv verlief die konjunkturelle Entwicklung für die Industrie ohnehin in der gesamten Baubranche. Hier kam es schon im letzten Frühjahr für die Schweizer Hersteller und Systemanbieter von Fassaden, Fenstern und Gebäudeteilen aus Aluminium zu keinerlei gravierenden Auslastungsproblemen.

Trotz dieser positiven Entwicklungen in Teilen der Schweizer Aluminiumindustrie verzeichnet der Branchenverband alu.ch, in dem 57 aluminiumverarbeitende Unternehmen zusammengeschlossen sind, ein Jahresergebnis mit deutlichen Einbussen: Pandemiebedingt ging die Produktion der Schweizer Walz- und Presswerke im 2020 gegenüber dem Vorjahr gesamthaft um 17 Prozent auf 189’200 Tonnen zurück.

Anhaltend innovativ und investitionsstark
Dank der Möglichkeiten von Kurzarbeit und Überbrückungskrediten des Bundes, innerbetrieblich geglückter Umstellungen auf Homeoffice und laufender Optimierungsprozesse, sah sich kein Mitgliedsunternehmen des alu.ch im vergangenen Jahr zu Entlassungen im grösseren Stil gezwungen. Mit grossem Engagement wurden in der gesamten Schweizer Aluminiumindustrie die neuen Massnahmen zum Gesundheitsschutz umgesetzt, um die Sicherheit von Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten, Gemeinden und anderen Interessengruppen zu gewährleisten und dabei mitzuwirken, die Pandemie einzudämmen.

Auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen wurden vielerorts neue innovative Produktentwicklungen vorangetrieben. Durch stabile, eigene finanzielle Rücklagen gelang es einigen Mitgliedsunternehmen darüber hinaus sogar, auch in diesem schwierigen Jahr die geplanten Investitionsvorhaben zur Stärkung und Erneuerung ihrer Schweizer Produktionsstandorte umzusetzen.

Ausblick ungewiss
Gemäss einer Umfrage unter den Vorstandsmitgliedern des alu.ch wird im laufenden Jahr insgesamt mit einer leichten Erholung der Produktionsauslastung gegenüber 2020 gerechnet. Allerdings mit stark volatilen Entwicklungen, in Abhängigkeit von den verschiedenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Trotz der Erholung im Automobilsektor blicken führende Vertreter der Schweizer Aluminiumindustrie skeptisch auf die künftige Entwicklung des für die Branche ebenfalls wichtigen Volumensegments Bau.

Durch die aktuellen Corona-Geschehnisse in ganz Europa und angesichts harter Lockdowns, wie in Deutschland seit Mitte letzten Dezember angeordnet, wird im ersten Quartal 2021 vorerst nochmals mit einem deutlichen Rückgang gerechnet. Viele Kunden sind wieder zu Schliessungen und Kurzarbeit gezwungen. Die Absatzchancen für die exportorientierte Schweizer Aluminiumindustrie sinken damit wieder und bleiben ungewiss.

Insgesamt sind der Verdrängungswettbewerb, Margendruck und Preiskampf für die Schweizer Aluminiumindustrie in der Pandemie noch härter geworden, beispielsweise durch Billigimporte aus China und herrschende Überkapazitäten, wie in der Luftfahrt. «Auf dem internationalen Parkett werden sich nur diejenigen Schweizer aluminiumverarbeitenden Unternehmen behaupten können, die auch in diesem schwierigen Umfeld weiterhin Innovationen bieten und Investitionen in neue Technologien dazu treffen können», lautet die Einschätzung von Marcel Menet, Geschäftsführer des alu.ch.

Zürich, 27. Januar 2021

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