Die exportorientierte Schweizer Aluminiumindustrie schloss das Jahr 2018 mit einer Steigerung von 3,3 Prozent der Gesamtproduktion in den Walz- und Presswerken auf 237’900 Tonnen gegenüber dem Vorjahr ab. Für das laufende Jahr rechnet der Branchenverband alu.ch, in dem 64 aluminiumverarbeitende Schweizer Unternehmen zusammengeschlossen sind, mit einer positiven Entwicklung.
Die Schweizer Aluminiumindustrie blickt auf einen guten Geschäftsverlauf mit einer höheren Wertschöpfung im vergangenen Jahr. Innovative Produktentwicklungen komplexer Aluminiumteile und die herausragenden Werte der Schweizer aluminiumverarbeitenden Unternehmen in puncto hohe Qualität, flexible Arbeitszeiten und verlässliche Liefertermintreue führten zu einer erfreulichen Anzahl von Neuaufträgen. Die strategische Entwicklung und Fertigung von anspruchsvollen Bauteilen mit einem hohen Spezialisierungsgrad an den Schweizer Standorten, kombiniert mit Produktionsverlagerungen von Serienteilen in grossen Stückzahlen an Firmenstandorte im kostengünstigeren Ausland, wirkten sich im internationalen Wettbewerb vorteilhaft aus. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Gesamtproduktion in den Walz- und Presswerken 2018 um 3,3 Prozent auf gesamthaft 237’900 Tonnen gesteigert werden.
Nach den einzelnen Anwendermärkten betrachtet, sorgte das komplette Transportwesen, insbesondere die Sparten Automotive, Schienenfahrzeuge und Luftfahrt, für die grössten Zuwachsraten bei den Schweizer Herstellern von Aluminium-Walzprodukten und Strangpressprofilen sowie Ultraleichtbau-Strukturguss und hochwertig anodisierten Aluminiumteilen. Auf konstant hohem Niveau bewegte sich die Auftragslage in der Baubranche für die Schweizer Aluminiumindustrie dank attraktiver und energieeffizienter Lösungen für Fassaden, Türen und Fenster aus Aluminium. Zudem erfuhren die Schweizer Oberflächenveredler auch überraschend positive Wachstumsimpulse aus der Uhrenindustrie im vergangenen Jahr. Lediglich moderate Steigerungen beim Bestelleingang verzeichnete die Schweizer Aluminiumindustrie aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik. Hier brach vor allem der Halbleitermarkt zusammen.
Die Verpackungsindustrie sorgte für ein solides Wachstum durch eine stabile Nachfrage für Getränke- und Aerosoldosen sowie Folien und Tuben aus Aluminium. Insgesamt setzten die grossen Markenhersteller verstärkt auf Aluminiumverpackungen dank ihrer hervorragenden Recyclingfähigkeit und Ressourceneffizienz. Diese herausragenden Eigenschaften des Werkstoffs Aluminium nehmen auch in der Getränke-, Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie einen immer höheren Stellenwert ein.
Angesichts der CO2-Problematik wird der Leichtbauwerkstoff Aluminium zur Schonung der Umwelt in allen Lebensbereichen verstärkt zum Einsatz kommen. Mit zukunftsweisenden Produktentwicklungen stösst die Schweizer Aluminiumindustrie derzeit vor allem im Transportwesen in ganz neue Dimensionen vor. Gemeinsame Forschungen werden dazu unter anderem mit der ETH Zürich betrieben. Auch mit Alugussteilen für Hybrid- und Elektroantriebe bewegen sich die Schweizer im internationalen Wettbewerb an der Spitze. Auszubildenden und hochqualifizierten Fachleuten bieten sich damit spannende Berufsbilder und gute Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung in der Schweizer Aluminiumindustrie an.
Gemäss einer Umfrage unter den Vorstandsmitgliedern des alu.ch gestalten sich die Aussichten für 2019 verhalten optimistisch. Nach einer leichten Abschwächung zu Jahresbeginn sind die Produktionen nun überwiegend gut ausgelastet und neue Projekte stecken bereits in der Pipeline. Insgesamt wird im laufenden Jahr mit einer positiven Entwicklung gerechnet, analog zu den günstigen Prognosen des Konjunkturverlaufs in den zentralen Anwendermärkten der Schweizer Aluminiumindustrie im In- und Ausland.
Von den indirekten Auswirkungen der US-Zölle betroffen
Die weiteren Marktchancen hängen im Wesentlichen von den handelspolitischen Rahmenbedingungen ab. Die EU-Länder sind die wichtigsten Absatzmärkte für die Schweizer Aluminiumindustrie. Im letzten Jahr wurden rund 200‘000 Tonnen der insgesamt 237’900 von den Schweizer Aluminium Press- und Walzwerke produzierten Tonnen in den EU-Raum exportiert. Durch den Handelskrieg der USA mit China kommt es vermehrt zu Umleitungen der Handelsströme. Dies hat zur Folge, dass der Markt für Standard-Walzprodukte aus Aluminium in Europa zunehmend unter Druck gerät. Um die Umleitungseffekte aus Drittstaaten aufgrund der US-Strafzölle zu verhindern, überwacht die EU bereits seit Mai letzten Jahres die Importe aus Nicht-EU-Ländern, zu denen auch die Schweiz zählt. Für jede Ausfuhr von Aluminiumerzeugnissen aus der Schweiz von mehr als 2500 kg in ein EU-Land muss seither eine Einfuhrlizenz von den EU-Kunden eingeholt bzw. am Zoll vorgelegt werden.
Diese Überwachungsmassnahmen lösten vor allem anfänglich für die exportorientierte Schweizer Aluminiumindustrie empfindliche Störungen in ihren bestehenden Wertschöpfungsketten und Kundenbeziehungen im EU-Raum aus. Planmässige Auslieferungen verzögerten sich. «Die administrativen Zusatzaufwände haben wir mittlerweile im Griff und die Verhandlungen in Brüssel geben Hoffnung, dass sich eine baldige Lösung findet, um die freien Handelsbeziehungen ohne Einschränkungen wieder herzustellen und den Zugang zum EU-Markt langfristig zu sichern», hält Marcel Menet, Geschäftsführer des alu.ch, fest.
Zürich, 28. März 2019