Schweizer Aluminiumindustrie wieder in den schwarzen Zahlen

Im zurückliegenden Jahr erwirtschaftete die Schweizer Aluminiumindustrie, die rund 8’000 Arbeitsplätze umfasst, gesamthaft wieder ein Absatzplus von 13 % gegenüber dem Vorjahr. Die pandemiebedingte Talsohle wurde damit erfolgreich durchschritten. Angesichts voller Auftragsbücher prognostiziert der Branchenverband alu.ch für das laufende Jahr eine weiterhin stabile Entwicklung auf gutem Niveau.

Mit dem konjunkturellen Aufschwung entwickelten sich die Aufträge aus allen Anwendermärkten für die aluminiumverarbeitenden Schweizer Unternehmen im 2021 ausgesprochen positiv. Die Innovationsstärke und hohe Qualität «made in Switzerland», gepaart mit schneller Reaktions- und Anpassungsfähigkeit sowie aussergewöhnlich zuverlässigen Lieferzeiten, lösten nach der Coronakrise einen positiven Effekt aus. Auch zahlreiche Neukunden im benachbarten Ausland konnten gewonnen werden. Die teils drastischen coronabedingten Personalausfälle meisterten die Mitgliedsunternehmen des alu.ch durch die ausserordentliche Flexibilität und Einsatzfreude ihrer Mitarbeitenden.

Das geringe Rohstoff- und Materialangebot auf dem Weltmarkt sowie die gestiegenen Energiepreise führten zwangsläufig zu massiv höheren Herstellungskosten. Dennoch blieb die Nachfrage beispielsweise auch aus dem boomenden Baubereich gleichbleibend ungebrochen gross. Die sprunghaft nach oben kletternden Metallpreise und Lieferunterbrüche veranlassten im vergangenen Jahr einige Kunden teilweise sogar zu regelrechten Panikkäufen, um die eigenen Reserven zeitnah aufzustocken. Lediglich die Aufträge aus der Automobilindustrie waren im Jahresverlauf 2021 weiterhin zyklisch und auf einem insgesamt noch nicht befriedigenden Niveau, was vor allem am Chipmangel und an den Produktionstopps bei den Fahrzeugherstellern lag.

Mit gut gefüllten Lagerbeständen erwies sich die Schweizer Aluminiumindustrie schliesslich als wirtschaftspolitisch stabiler und sicherer Hafen, auch in der Rohstoffkrise im vergangenen Herbst. Die starke globale Verknappung sorgte für Rekordpreise und enorme Störungen in den Lieferketten, u.a. beim Metall und Legierungselement Magnesium. Doch nahm China als weltweiter Hauptlieferant von Magnesium seine Produktion schneller als erwartet wieder auf.

Statistisch in Zahlen betrachtet, konnten die Schweizer Walz- und Presswerke ihre abgelieferten Tonnagen von 189’200 Tonnen im 2020 auf 214’700 Tonnen (Bemerkung: Der alu.ch hat per Anfang 2023 ein Presswerk als neues Mitglied aufnehmen dürfen. Die Tonnagen dieses Werkes sind in die Pressemitteilung 2023 eingerechnet worden. Die aktualisierte Produktion von 2021 liegt somit neu bei 224’200 Tonnen) im zurückliegenden Jahr steigern. «Gesamthaft entspricht dies einem Absatzplus von 13 % im Vergleich zum Vorjahr», so Marcel Menet, Geschäftsführer des Aluminium-Verbands Schweiz (alu.ch).

Volle Auftragsbücher auch im laufenden Jahr

Auch im laufenden Jahr punkten die Schweizer aluminiumverarbeitenden Unternehmen bei den Auftraggebern aus allen Sparten mit ihrer Zuverlässigkeit. Konstant werden hohe Investitionen in neue Fertigungsanlagen getätigt und komplexe, nachhaltige Aluminiumteile an den Schweizer Standorten entwickelt und produziert. Für hohe Auslastungen sorgen nach wie vor das Bauwesen sowie Industrie und Verpackung. Auch in Bereichen des Transportwesen verhält sich die Nachfrage anhaltend hoch. Hier sind insbesondere in der Schweiz entwickelte und gefertigte Leichtbauteile aus Aluminium gefragt, die für einen geringen CO2-Austoss sorgen und zum Beispiel auch in der Elektromobilität zum Einsatz kommen. Wie eine Umfrage unter den Vorstandsmitgliedern des alu.ch ergab, entwickelt sich der Geschäftsverlauf im 2022 bislang stabil positiv. Die Auftragsbücher seien eigentlich gut gefüllt. Im Ergebnis werde allerdings auf gutem Niveau mit einem leichten Rückgang gerechnet.

Ein Kostensturm zieht auf

Verbandspräsident Roland Hörzer nennt die Gründe dafür: «Die gestörten Lieferketten durch die Coronakrise sind noch nicht wieder im Lot. Nun verschärft der Krieg in der Ukraine diese Situation zusätzlich». Neben dem Chipmangel fehlen den Fahrzeugherstellern jetzt auch diverse andere Komponenten wie beispielsweise Kabelbäume, die in grosser Zahl aus der Ukraine angeliefert wurden. Auch der Elektro- und Maschinenbau, zwei weitere wichtige Anwendermärkte der Schweizer Aluminiumindustrie, sind von dieser Problematik für die verschiedensten Elektronikbauteile betroffen. Vermehrt sei man dadurch wieder mit stockenden Bestelleingängen oder gar ganzen Auslieferungsstopps konfrontiert.

Die Folgen der Sanktionen auf die volatilen Energie- und Metallpreise sind zudem nicht absehbar. Es ziehe ein Kostensturm auf, so Hörzer, der auch die Schweizer Aluminiumindustrie vor noch grössere unternehmerische Herausforderungen stelle. «Unsere Mitgliedsunternehmen nehmen ihre Verantwortung im volkswirtschaftlichen Kontext in dieser neuen Zeit sehr ernst, um faire und wirtschaftlich verträgliche Lösungen angesichts der Preiserhöhungen zu finden», hält Verbandsgeschäftsführer Menet dazu fest. Eine Abhängigkeit von Aluminiumlieferungen aus Russland besteht mit einem Anteil von weniger als 2 % übrigens nicht.

Zürich, 5. April 2022

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